Fachwissen Tier&Technik 2023

Einfluss von Dessertwürfeln auf die Leistung von Bio-Legehennen

In einem Praxisversuch mit 10 Bio-Legeherden wurde im Rahmen einer Bachelorarbeit (HAFL) überprüft, wie sich der Einsatz von Dessertwürfeln (Biomühle Lehmann) rund um den Legebeginn auf die Leistungsparameter auswirkt.

In der Legehennenhaltung werden in der Praxis während eines Umtriebs vielfach zwei bis drei verschiedene Alleinfutter verabreicht. In der konventionellen Legehennen-Fütterung bestehen beispielsweise die Möglichkeiten ein Vorlegefutter, ein Starterfutter sowie mehrere Phasenfutter einzusetzen. Die Nährstoffzusammensetzung ist dabei jeweils auf den unterschiedlichen Bedarf der Tiere je nach Alter abgestimmt. Gerade auf Bio-Legebetrieben wird allerdings oft nur ein einziges Legefutter eingesetzt. Dies hat den Vorteil, dass man keinen Futterwechsel machen muss und somit auch immer dasselbe Futter in den Silos hat. Der Nachteil ist, dass die Nährstoffzusammensetzung nicht auf die Leistung im jeweiligen Alter der Legehennen abgestimmt ist. Um auch in der Biofütterung einen gewissen Bedarfsausgleich machen zu können, stehen beispielsweise Körner, Muschelkalk oder auch Dessertwürfel zur Verfügung. Im Vergleich zu einem Bio-Legefutter haben Dessertwürfel einen deutlich höheren Protein- (240g/kg), einen höheren Energie- (12MJ UEG/kg) und tieferen Kalziumgehalt (20g/kg) (Grafik 2). Beim Umstallen vom Aufzucht- in den Legestall im Alter von ca. 18 Wochen sind die Tiere noch im Wachstum. Daher und aufgrund weiterer Faktoren (Umstallungsstress, neues Futter, neue Umgebung, hormonelle Umstellung von der Jung- zur Legehenne) fressen die Tiere zu Beginn im Legestall weniger, benötigen jedoch im Zusammenhang mit dem Legebeginn mehr Protein. Eine gute Proteinversorgung in dieser Phase ist deshalb besonders wichtig, weshalb hier ein ergänzender Einsatz von Dessertwürfeln sinnvoll erscheint (Einsatzempfehlung Biomühle Lehmann: 10 - 15g Dessertwürfel/Tier und Tag). Muschelkalk und Körner sind eher später im Verlauf eines Umtriebs einzusetzen bzw. deren Zufütterung zu erhöhen.

 

Praxisversuch auf Bio-Betrieben

In der Literatur wird ein erhöhter Proteingehalt im Futter (insbesondere auch Methionin als erstlimitierende Aminosäure) zu Legebeginn mit positiven Auswirkungen auf die Legeleistung und das Eigewicht in Verbindung gebracht. Um zu überprüfen, ob der Dessertwürfel-Einsatz Auswirkungen auf Leistungsparameter hat und ob dadurch die Wirtschaftlichkeit verbessert werden kann, wurde ein Praxisversuch mit 10 Bio-Legeherden durchgeführt (2'000 Tiere pro Herde). In 5 Herden wurden Dessertwürfel ergänzend zum Legefutter eingesetzt, in 5 Herden nicht. Die je nach Betrieb etwas unterschiedliche Körnergabe wurde auch in den Versuch miteinbezogen. Die Dessertwürfel wurden einmal täglich, meist vormittags, von Hand in die Einstreu im Wintergarten verabreicht (je nach Betrieb bis zu 15g/Tier und Tag). Über die gefressenen bzw. eingesetzten Futtermengen war für jeden Betrieb der Proteingehalt der Gesamtration bekannt. Die Betriebe mit Dessertwürfeln hatten dabei für die gesamte Versuchsdauer die höheren Proteingehalte (Tabelle 1). Während den Alterswochen 19 bis 28  wurden Legeleistung, Eigewicht, Lebendgewicht und Futterverbrauch erhoben. Da es ein Praxisversuch war, waren gewisse Voraussetzungen von Betrieb zu Betrieb etwas unterschiedlich. Um die erhobenen Daten vergleichbar zu machen, wurde daher eine Standardisierung der Daten durchgeführt. Hierfür wurden unteranderem die Wirtschaftlichkeitsberechnungen für alle Herden basierend auf den Parametern der «Eierpreiskalkulation 2021» von Bio Suisse berechnet. Der Arbeitsaufwand für die Dessertwürfelgabe wurden von den Betrieben auf 45min pro Woche geschätzt und flossen in die Berechnung mit ein. Für das Lehmann-Legefutter, die Körner und die Dessertwürfel wurden die Preise der Biomühle Lehmann verwendet. Die Betriebe mit Dessertwürfeleinsatz konnten die Legeleistung und das Eigewicht schneller steigern und konnten trotz der etwas teureren Fütterung ihre Wirtschaftlichkeit verbessern (Grafik 1). Hier die wichtigsten Ergebnisse:

  • Legeleistung 6 Tage schneller von 10% auf 90% gesteigert
    (p = 0.002)
  • Anteil Eier ≥53g von 19. bis und mit 23. Alterswoche war 27.8% gegenüber 19.2%
    (p = 0.037)
  • Die ersten 50'000 Normaleier (saubere, intakte Schale und ≥53g) wurden 10 Tage früher erreicht
    (p = 0.025).
  • In den ersten 40 Tagen ab Legestart (bis ca. 26 Wochen alt) war der Eierertrag minus Futteraufwand rund 4'000 CHF bzw. rund 2 CHF pro Henne höher
    (p = 0.018)

Im weiteren Verlauf der Produktion gab es keine signifikanten wirtschaftlichen Unterschiede mehr. Im Futterkonsum und in der Gewichtsentwicklung der Tiere konnten keine Unterschiede festgestellt werden.

 

Einschätzung der Resultate

Es ist schwierig zu sagen, welcher Anteil der eruierten Unterschiede direkt auf die Fütterung zurückzuführen ist. Da man in einem Praxisversuch immer betriebsspezifische Unterschiede hat (hier z.B. unterschiedliche Aufzuchtherden), bringt dies für die Resultate eine gewisse Ungenauigkeit mit sich. Aus diesem Grund wurden beim Versuch die unterschiedlichen Voraussetzungen von Betrieb zu Betrieb so gut wie möglich überprüft. Als allfällige Einflussfaktoren auf die Resultate wurden beispielsweise das Alter bzw. das Lebendgewicht der Tiere bei Legestart gefunden. Leichtere und jünger startende Tiere sind meist noch weniger gut entwickelt, weshalb dies zu Beginn eine negative Auswirkung auf das Eigewicht und die Legeleistung haben kann. Da die Herden ohne Dessertwürfel im Schnitt 5 Tage früher (nicht signifikant) bzw. im Schnitt mit 50g leichterem Körpergewicht (nicht signifikant) gestartet sind, könnte dies möglicherweise die Resultate verstärkt haben. Einmal angenommen, dass im Versuch nur die Hälfte der beobachteten Unterschiede auf den Effekt der Dessertwürfel zurückzuführen wäre, überträfe der höhere Eierertrag die leicht teurere Fütterung allerdings noch immer.

Insgesamt wird gefolgert, dass der Dessertwürfeleinsatz zu Legebeginn einen positiven Einfluss auf die Legeleistung und auf das Eigewicht hat, wodurch die Wirtschaftlichkeit verbessert werden kann.

 

Empfehlung

Aus wirtschaftlicher Sicht kann der ergänzende Einsatz von Dessertwürfeln zu Legefutter von Einstallen bis ca. zur 26. Alterswoche empfohlen werden. Bis max. 30 Alterswochen könnten noch wirtschaftliche Vorteile vorhanden sein. Bei richtigem Management und gesunden Tieren sollte aber auch ohne Dessertwürfeleinsatz spätestens ab ca. 30 Wochen das Eigewicht grösstenteils über 53g und die Legespitze erreicht sein. Aus ernährungsphysiologischer Sicht ist für das Huhn ab Einstallen ein etwas höherer Anteil Dessertwürfel zu empfehlen, da hauptsächlich in dieser Phase damit dem Bedarf besser entsprochen werden kann. Auch aus Sicht einer Prävention vor Feder-, Zehenpicken oder Leistungseinbrüchen ist eine besser auf den Bedarf abgestimmte Fütterung zu empfehlen. In diesem Zusammenhang könnte ein Dessertwürfel-Einsatz auch als Sofortmassnahme denkbar sein. Zusätzlich dienen Dessertwürfel in der Einstreu auch als Beschäftigung. Hingegen ist hierbei nicht garantiert, dass auch alle Tiere gleich viel Dessertwürfel aufnehmen.

Dessertwürfel sind in Big-Bags à 800kg erhältlich. Je nachdem wie lange ein Betrieb Dessertwürfel einsetzen möchte, ergäbe dies mit der empfohlenen Menge von 10 – 15g/Tier und Tag für einen 2’000er Stall einen Einsatz von 1 – 2 Big-Bags pro Umtrieb.